CHRISTIANE ARNSCHEIDT CLEVERSHUTTLE INTERVIEW

Taxifahren ist eine angenehme Sache auf Dauer allerdings ziemlich teuer und obendrein auch noch wenig umweltbewusst. Es geht jedoch auch anders: Seit 2015 findet ihr in vielen deutschen Stdten den Fahrservice CleverShuttle und hier ist der Name eindeutig Programm. Ihr teilt euch die Fahrt nicht nur mit anderen Gsten, die in die gleiche Richtung mssen, sondern werdet auerdem mit Elektro- oder Wasserstofffahrzeugen zum Ziel gebracht. Wir finden die Idee spitze und haben mit Christiane Arnscheidt, Managing Director bei CleverShuttle, ber die Vorteile des RidePooling und ihren beruflichen Werdegang in der Tech-Szene gesprochen.

techandthecity: Du bist derzeit Managing Director bei CleverShuttle. Wie ist dein beruflicher Werdegang?

Christiane Arnscheidt: Ich komme ursprnglich aus dem Retail. Mein Werdegang begann mit Projektmanagement im ECommerce-Team, spter bekam ich die Chance als Assistenz des CEOs eines groen Handelskonzerns spannende Projekte, wie beispielsweise den Launch von Starbucks in Deutschland, zu begleiten. Schritt fr Schritt wuchs die Verantwortung bis hin zum Mitglied der Geschftsleitung. Die letzten zehn Jahre war ich dann vorwiegend fr das internationale Business Development verantwortlich und habe das Geschft in 15 verschiedenen Lndern in Europa auf- bzw. ausgebaut. Zu CleverShuttle kam ich, ehrlich gesagt, eher zufllig. Zunchst ber meine Rolle als Angel Investor und Sparringpartner fr strategische Themen, seit Mai letzten Jahres dann Vollzeit, als Managing Director.

Rckblickend zieht sich das Thema Digitale Transformation jedoch wie ein roter Faden durch meine beruflichen Stationen. Der Retailsektor war hiervon schon sehr frh betroffen, wohingegen die Automobilbranche, auch heute noch, relativ am Anfang steht. Deshalb ist es gerade eine unglaublich spannende Zeit, eine Mobilittsrevolution zu starten. Die Menschen verlangen zu Recht danach!

TATC: Was sind deine Aufgaben als Managing Director?

CA: Ich teile mir die Fhrungsspitze mit Bruno Ginnuth, unserem CEO und Co-Founder. Bei mir liegen hierbei insbesondere strategische, aber auch sehr viele Netzwerkthemen. Durch meine langjhrige Berufserfahrung habe ich Kontakte fr fast jedes Thema und Problem. So ist es uns z. B. gelungen, die erste relevante Investorin aus einem bekannten Family Office an Bord zu holen, als wir eigentlich nicht viel mehr als ein Powerpoint Pitchdeck hatten. Gleichzeitig vertrete ich CleverShuttle auf zahlreichen Veranstaltungen, fdele Kooperationen ein und bin Sparringpartner fr die Grnder, wenn es um Themen wie Fhrung und Organisationsentwicklung geht. Operativ bin ich vor allem im Marketingteam eingebunden, da dies jahrelang zu meinem Aufgabenbereich gehrte.

TATC: Welche Berhrungspunkte hast du mit der Tech-Branche?

CA: CleverShuttle ist App- und Algorithmusbasiert. Das Smartphone macht die Buchung unseres Services berhaupt erst mglich. Das zeigt, wie sehr wir auf die digitale Zukunft setzen und warum wir uns als Teil der Berliner Tech-Branche verstehen. Unser Tech-Team wchst mit der steigenden Nachfrage unseres Fahrdienstes und sucht tglich nach neuen Wegen, die Fahrt mit einem CleverShuttle weiter zu optimieren. Ich bin zutiefst davon berzeugt, dass der Schlssel fr die Verkehrsprobleme der Gegenwart in dem Wort Digitalisierung steckt. Doch wer Mobilitt wirklich besser machen will und den Verkehr komfortabler fr alle, der muss Menschen verstehen wollen. An der Technik wird es nicht scheitern. Nur an den Baustellen im Kopf.

TATC: Erklre kurz, was es mit CleverShuttle auf sich hat und wie es funktioniert.

CA: CleverShuttle kombiniert einen individuellen, umweltfreundlichen Chauffeurservice und effizientes RidePooling zu einem grnen und gnstigen Fahrdienst. Buchung und Bezahlung erfolgen ber die kostenlose CleverShuttle-App. RidePooling bedeutet, das System versucht bei Buchung mglichst viele Fahrgste in einem Fahrzeug zu bndeln, um fr alle Fahrgste den Preis mglich niedrig zu halten.

Anders als bei Carsharing-Anbietern sitzt bei CleverShuttle dabei nicht die Zeit im Nacken: Staus, Baustellen oder andere Verzgerungen kosten nicht extra der Preis, den die App vor der Buchung anzeigt, ist fix.

TATC: Weshalb sollten Nutzer*innen eher auf euren Service als auf herkmmliche Taxis setzen?

CA: Grundlegender Unterschied ist, dass wir ausschlielich batterieelektrische oder Wasserstofffahrzeuge einsetzen. Unsere Autos sind geruschlos, tragen also nicht zum Verkehrslrm bei, und fahren mit kostrom. Dadurch sind unsere Befrderungen nahezu CO2-neutral. Im Mittelpunkt steht jedoch das RidePooling. Das heit, dass wir ber unseren Algorithmus, Fahrgste bndeln, die in eine hnliche Richtung unterwegs sind und sie gemeinsam an ihr Ziel bringen. Das reduziert Lrm und Emissionen und entlastet die Stadt. Hierbei sind wir bis zu 60 Prozent gnstiger als die Fahrt mit einem gewhnlichen Taxi.

TATC: Wie setzen sich eure Preise zusammen?

CA: Der Preis berechnet sich auf Basis eines gestaffelten Kilometerpreises und ist zustzlich abhngig von der Anzahl der gebuchten Sitzpltze. Die Preisformel orientiert sich am Preisniveau anderer lokaler Mobilittsdienstleister. Vor Fahrtantritt wird ein Festpreis angezeigt, unabhngig davon, ob das Fahrzeug im Stau steht oder eine andere Verzgerung entsteht.

TATC: Inwiefern setzt ihr euch fr das Thema Nachhaltigkeit ein?

CA: Wir wnschen uns, dass der ffentliche Personennahverkehr weiter ausgebaut wird und gleichzeitig auf neue Formen der Mobilitt gesetzt wird. Gerade fr den ersten und letzten Meter sowie zu Randzeiten ist das Verkehrsangebot fr viele Menschen noch immer zu gering. Ziel muss es sein, Mobilittsangebote so attraktiv zu machen, dass Menschen von sich aus darauf verzichten, ein Fahrzeug zu besitzen. Wollen wir mit der Forderung einer lebenswerten, gesnderen und schneren Stadt wirklich ernst machen, bedarf es einer drastischen Senkung des motorisierten Individualverkehrs. Nun gilt es den Beweis zu erbringen, wie viel uns dieser Wunsch wirklich wert ist. Hchste Zeit, multimodale Mobilitt fr alle erlebbar zu machen.

TATC: In welchen Stdten gibt es den Service bereits und wo ist er als nchstes geplant?

CA: Wir bieten derzeit in Berlin, Hamburg, Leipzig, Mnchen und Stuttgart gnstige und umweltfreundliche Tr-zu-Tr-Mobilitt an. Fahrgste mit hnlichen Routen werden mit Hilfe eines Algorithmus zu Fahrgemeinschaften gebndelt und von unseren lizenzierten Fahrern an ihr gewnschtes Ziel befrdert. Im vergangenen Jahr befrderten wir so mehr als 500.000 Kunden. Als nchstes werden unsere grn-weien Flitzer in Dresden sowie Frankfurt am Main an den Start gehen.

TATC: Was sind deine 3 Lieblingsapps?

CA: Natrlich zhlt die CleverShuttle App dazu. Sie ist unglaublich intuitiv und kann auch von einem 70-Jhrigen auf Anhieb bedient werden. Darber hinaus gibt es bei mir keinen Tag ohne Google Maps, Whatsapp oder Pinterest. Bei den Apps bin ich also eher pragmatisch und alles andere als ein Techie.

TATC: Welches technische Gert muss deiner Meinung nach unbedingt erfunden werden?

CA: Das ist leicht, natrlich die Zeitmaschine!

Herzlichen Dank fr das Interview, liebe Christiane!